Weltkindertag – 20. September 2022
Der Kinderschutzbund Bundesverband fordert Eltern am Weltkindertag in einer Kampagne mit dem Titel “Gewalt ist mehr als du denkst” zu einem achtsamen Umgang mit ihrer Sprache auf. Er weist darauf hin, dass auch bereits abwertende Äußerungen und Zuschreibungen Kindern gegenüber eine Form von (psychischer) Gewalt darstellen können.
Zur Veranschaulichung hat der Kinderschutzbund mehrere einprägsame Motive erstellt:
Der Kinderschutzbund Bundesverband gibt mehrere Beispiele für Äußerungen, die psychische Gewalt darstellen können:
Muss ich dir alles dreimal sagen?
Hast du keine Ohren?
Nicht du schon wieder!
Du bist zu dumm dafür!
Wenn du nicht aufisst, ist die Oma traurig.
Wenn du nicht jetzt nicht schläfst, dann knallt es!
Aus dir wird nie was! Jetzt stell dich nicht so an!
Hör auf zu heulen!
Inder Veröffentlichung des Kinderschutzbundes heißt es weiter:
“Kommt Ihnen einer dieser Sätze bekannt vor?
Wir alle haben eine recht klare Vorstellung, was körperliche Gewalt ist. Ein Kind mit dem Stock zu verprügeln, war zu früheren Zeiten üblich, heute ist das für uns unvorstellbar. Die berühmte Ohrfeige, der sogenannte „Klaps auf den Po“ werden dagegen noch praktiziert und als „da ist mir die Hand ausgerutscht“ verharmlost. Immerhin: Das schlechte Gewissen meldet sich.
Für die oben genannte Sätze, für psychische Gewalt gibt es allerdings kaum ein Bewusstsein. Dabei sind herabwürdigende Erziehungshandlungen, demütigende Äußerungen und Anschreien auch Gewalthandlungen gegen Kinder mit massiven Langzeitfolgen.
Was ist psychische Gewalt?
Psychische Gewalt meint ein wiederholtes Verhalten aufseiten der Erwachsenen beziehungsweise der Bezugspersonen, das dem Kind gegenüber eine feindliche oder abweisende Haltung zum Ausdruck bringt. Damit wird dem Kind das Gefühl gegeben, wertlos zu sein. Die psychologischen Grundbedürfnisse des Kindes werden nicht erfüllt und es wird vermittelt: Du bist wertlos, ungeliebt und unerwünscht. Da psychische Gewalt keine körperlich sichtbaren Spuren hinterlässt, ist sie viel schwerer feststellbar.
Mögliche Formen sind:
• Wenn Kinder kontinuierlich mit ihren Bedürfnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wünschen herabgesetzt oder zum Sündenbock gemacht werden (Ablehnung).
• Wenn den Kindern der Zugang zu sozialen Kontakten, die für eine normale Entwicklung und dem Erlernen sozialer Kompetenz wichtig sind, verwehrt wird (Isolieren).
• Wenn Kindern ständig mit dem Verlassen oder schweren körSchädigungen gedroht wird (Terrorisieren).
• Wenn Kindern die elterliche Aufmerksamkeit oder Ansprechbarkeit, die Kinder für ihre Entwicklung brauchen, dauernd entzogen wird.
• Wenn an Kinder dauernd übertriebene, unangemessene Anforderungen gestellt werden, die ihrem Entwicklungsstand nicht entsprechen und das Kind überfordern.
• Wenn Kinder Zeugen elterlicher Partnergewalt werden, auch ohne selbst direkt Misshandlungen zu erleben.
Diese Formen der psychischen Gewalt gehen sehr oft mit anderen Formen der Gewalt gegen Kinder einher. Entwürdigende Maßnahmen schaffen aber keine Einsicht bei Kindern, sondern demonstrieren, wer der Stärkere ist. Die Kinder werden verängstigt, verschreckt, beschämt und eingeschüchtert und dies kann zu schwerwiegenden Folgen in der Entwicklung der Kinder führen, genauso als wären sie misshandelt oder sexuell missbraucht worden. Viele Kinder leiden bis ins Erwachsenenalter unter psychischen Belastungen und Beziehungsstörungen. So hat das Universitätsklinikum Ulm in seiner Studie zum elterlichen Erziehungsverhalten aufgezeigt, dass Kinder, die von psychischer Gewalt betroffen waren, häufig Angststörungen oder psychosomatische Störungen ausbilden.
Der Kinderschutzbund möchte mit seiner Kampagne „Gewalt ist mehr als Du denkst“ auf diese Gewaltform aufmerksam machen. Wir wollen zum Nachdenken darüber anregen, mit welcher Haltung vielerorts Kindern begegnet wird.”