„Rate mal, was ich mitgebracht habe“, sagt Petra Reuter*, als die fünfjährige Mara* ihr die Tür öffnet. An jedem Dienstagnachmittag besucht die Familienpatin im Auftrag des Kinderschutzbundes Rinteln die Familie von Mara und verbringt mit dem Mädchen zwei Stunden im Haus, im Garten oder auf dem Spielplatz in der Nähe. In dieser Zeit muss sich Maras Mutter nur um ihren kleinen Sohn kümmern, der vor einem knappen Jahr zur Welt gekommen ist und seither viel Zeit und Aufmerksamkeit beansprucht. Zu viel Zeit, findet Mara, wenn man sie nach ihrer Meinung fragt. *(Zum Schutz der Vertraulichkeit sind die Namen geändert.)
„Nun zeig schon, was Du dabei hast“, drängelt Mara, während ihre Familienpatin noch die Jacke auszieht. Petra Reuter erklärt ihr, dass sie ein Springseil dabei hat, mit dem schon ihre eigenen Kinder in Wohnung und Garten herumgehüpft sind. Gut dreißig Jahre sei das nun her, erzählt sie schmunzelnd. „Wenn Du willst, zeige ich Dir, wie man damit springen kann“, bietet die Familienpatin an. Mara lässt sich das nicht zweimal sagen und zieht Petra Reuter an der Hand mit ins Wohnzimmer.
„Ich bin so froh, dass Frau Reuter einmal die Woche zu uns kommt! Sie bringt mit ihrer schwungvollen Art wieder etwas Leichtigkeit in unser Leben“, sagt Maras Mutter im Gespräch mit Albrecht Schäffer, der zusammen mit seiner Kollegin Ann-Kathrin Franke die Familienpatenschaften im südlichen Landkreis Schaumburg koordiniert. Mara genieße es, dass jemand einmal die Woche uneingeschränkt Zeit und Aufmerksamkeit für sie habe, erklärt sie. Ihr gelinge das im Alltag viel zu selten. „Das kleine Geschwisterchen ist nun mal da und ich kann mich ja schließlich nicht zerreißen und gleichzeitig für beide da sein.“ Die Zeit, in der die Familienpatin da sei, nutze sie, um Kraft zu tanken, um in Ruhe ihren kleinen Sohn zu versorgen oder um Dinge zu erledigen, die die Woche über liegengeblieben sind. „Diese zwei Stunden pro Woche tun nicht nur Mara gut, sondern auch mir“, betont sie.
Weil aktuell wieder ein Dutzend Eltern mit kleinen Kindern im südlichen Landkreis Schaumburg auf eine Patin oder einen Paten warten, laden Ann-Kathrin Franke und Albrecht Schäffer Interessierte, die sich in ihrer Freizeit einmal pro Woche in ihrer Nachbarschaft für eine Familie engagieren möchten, zur Teilnahme an einer kostenfreien Familienpaten-Schulung ein. Die siebenteilige Schulungsreihe startet am 18.10.25 und findet abends oder am Wochenende abwechselnd in Rinteln und Obernkirchen statt.
Informationen zu den Familienpaten und zur Schulung gibt es beim Café Ehrenamt am 7.10.25 ab 17 Uhr in der Begegnungsstätte in Bückeburg oder am 9.10.25 ab 18 Uhr in lockerer Atmosphäre bei Flammkuchen und Rintelner Apfelsaft im Kinderschutzbund Rinteln, Klosterstraße 18a. Nähere Einzelheiten gibt es außerdem rund um die Uhr unter www.kinderschutzbund-rinteln.net oder aus erster Hand bei den Koordinatoren Albrecht Schäffer, Tel. 01520-499 4753 und Ann-Kathrin Franke, Tel. 01520-561 3272.
Das unkomplizierte Entlastungsangebot der Familienpaten ist eine Form der „Frühen Hilfen“ auf freiwilliger Basis für Eltern mit kleinen Kindern, die keine Verwandten in der Nähe haben, die sie unterstützen könnten. Es wird unter anderem vom Landkreis Schaumburg und vom Land Niedersachsen finanziell gefördert.
Seit 2008 haben die Ehrenamtlichen des Kinderschutzbundes in Rinteln, Auetal, Bückeburg, Bad Eilsen und Obernkirchen über 280 Eltern oder Alleinerziehende mit kleinen Kindern über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren begleitet. In der Kategorie „Alltagshelden“ wurde dieses Engagement 2010 mit dem „Deutschen Bürgerpreis“ ausgezeichnet. Am 25.09.24 sendete der NDR in „Hallo Niedersachsen“ einen kurzen Beitrag über die Kinderschutzbund-Familienpaten. Der Film ist in der NDR-Mediathek zu finden.




